
Schöne Renovierung während der Corona-Krise, aber denken Sie auch an Ihre Nachbarn, die von zu Hause aus arbeiten!
Gemessen an den Umsätzen der Baumärkte werden in den kommenden Wochen viele Menschen ihre Häuser renovieren. Viele betrachten es als eine sinnvolle Zeitnutzung, da sie nun an ihre Häuser gebunden sind. Aber denken sie an die Nachbarn, die ebenfalls ans Haus gefesselt sind und den ganzen Tag Lärm machen?
Jeden Morgen treffen sich die Redakteure dieser Zeitung per Videoschalte, um die Themen des Tages zu besprechen. Ein regelmäßiger Bestandteil dieses Treffens sind die durchdringenden Geräusche von Hammer, Schlagbohrmaschine und Schleifmaschine aus dem Büro von Kollege Lex de Jonge. Seine Nachbarn im Obergeschoss haben im vergangenen Herbst mit einem großen Umbau begonnen, dessen Ende ebenso ungewiss scheint wie die Corona-Krise. „Es sind nette Leute, Expats, die immer eine schöne Flasche oder Käse mitbringen, wenn sie aus Spanien zurückkommen“, sagt Lex de Jonge. „Aber in dieser Zeit geht der Lärm ihrer Renovierung wirklich durchs Mark.“
Hexenketel
Eine stichprobenartige Kontrolle im Baumarkt Hornbach in Den Haag-Ypenburg zeigt, dass an einem Corona-Mittwoch mindestens so viel los ist wie an einem regulären Job-Samstag. Am Eingang sind Schilder und Vorschriften angebracht, um die Sicherheit von Personal und Kunden in diesem Kessel zu gewährleisten. „Die freundliche, aber dringende Bitte, alleine einkaufen zu kommen“, steht in unbeholfenem Niederländisch geschrieben. Am ebenfalls gut besuchten Rückgabeschalter sind Kisten mit gelb-schwarzem Klebeband am Boden befestigt, die den Abstand von anderthalb Metern überwachen sollen.
Doch es sind nicht nur die Corona-Bauherren, die ihren Schritt wagen. Ein Mann mit eigener Baufirma kauft schnell einen Vorrat an Holz, bevor vielleicht auch hier die Tür verschlossen ist, à la IKEA. „Zum Glück habe ich noch genug, aber vielen meiner Kollegen mangelt es an Staubschutzkappen“, weist er auf ein weiteres Problem hin. „Die Leute kaufen sie unnötigerweise, um sich vor dem Coronavirus zu schützen, aber Profis brauchen sie zum Schleifen.“
Lieblingsfarbe
Alle Baumärkte in Den Haag hatten in den letzten Tagen gute Umsätze. Der Filialleiter von Karwei im Schilderswijk in Den Haag spricht von einem Irrenhaus, das seit zwei Wochen andauert. „An einem normalen Wochentag haben wir fünfzig bis sechzig Kunden, jetzt können wir problemlos hundert erreichen“, sagt er. „Es beginnt langsam zu sinken, aber es ist immer noch viel mehr los als sonst.“ Auch der Servicedesk-Mitarbeiter des Praxis-Baumarkts in den Megastores in Den Haag ist beschäftigt. „Es fühlt sich jeden Tag wie ein Samstag an.“
Fliesen, Sanitärartikel und Holzarbeiten sind sehr gefragt, am beliebtesten sind jedoch Farbprodukte. Das merken sie besonders im Fachgeschäft Bierens Verf an der Waldeck Pyrmontkade. „Seit Samstag ist es spürbar geschäftiger“, sagt Direktor Erik van Lieshout. „Verbraucher kaufen auch anders und effizienter ein. Normalerweise bekommen sie jedes Mal ein bisschen, jetzt gehen sie mit ganzen Ernten raus. Offenbar haben sie Angst, dass auch wir bald schließen müssen.“
Belästigung durch Nachbarn
Kollege Lex de Jonge wäre nur allzu glücklich gewesen, wenn seine Nachbarn im Obergeschoss Kunden des Farbenspezialisten Bierens und nicht des Baumarkts gewesen wären. Er hat sich damit abgefunden. „Ich habe eine Erdgeschosswohnung in einem Viertel mit Häusern, die hundert Jahre alt sind“, sagt er. „Wenn es nicht die oberen Nachbarn sind, dann wird irgendwo neben mir eine Tischlerei oder Bohrerei sein.“
Bemiddeling & Mediation ist eine Organisation, die in der Region Haaglanden bei Belästigungen durch Nachbarn kostenlos vermittelt. Das Büro ist bis zum 6. April geschlossen, aber telefonisch oder per E-Mail erreichbar. Beschwerden über Heimwerker-Nachbarn sind bisher nicht eingegangen. „Lärmbelästigung ist sicherlich eine der häufigsten Beschwerden“, sagt Koordinatorin Margot Snelders. „Aber dann geht es neben Renovierungen auch um spielende Kinder, laute Musik oder knarrende Böden. In der kommenden Zeit werden wir in der Tat verstärkt aufeinander Rücksicht nehmen müssen. Bei Problemen empfehlen wir Ihnen, sich zunächst freundlich an die Nachbarn zu wenden. Wenn keine Lösung gefunden werden kann, können wir in diesem Zeitraum auch per Telefon oder Videoverbindung bei der Lösungsfindung helfen.“